Hmmmm... ich finde Deine Fragen (wie immer

) sehr gute, aber auch sehr schwierige Fragen.
Grundsätzlich halte ich das "Neuheidentum" für einen absoluten Schmarren, der mir nur endlos auf den Senkel geht. Andererseits denke ich auch, dass all die Versuche eines modernen heidnischen Glaubens/Lebensstils etwas wichtiges sind und wo Versuche gemacht werden, passieren halt auch Fehler.
Definitiv ist, dass es unglaublich viel Scheisse gibt in dieser "Szene" oder wie man das auch nennen will. Aber irgendwo sollte einem das ja nicht davon abhalten, dennoch dran zu bleiben (genausowenig wie die Tatsache, dass das Christentum über die Jahrhunderte ziemlich übel in die Hose ging und die Kirche n'Schandfleck ist, einem nicht davon abhalten sollte, sich ernstaft/sachlich mit der eigentlichen (ur-)christlichen Lehre zu befassen). ...finde es schwierig.
Wieso das es sowas gibt??? Ich denke, bei vielen steckt einfach die tiefe Unzufriedenheit mit dem Christentum dahinter... auch Buddhismus u.a. boomt ja. Für andere ist es die Wichtigkeit, etwas wertvolles, was mehr oder minder verloren ging, wieder hervorzukramen. Für andere ist es bestimmt auch die "Faszination des Archaischen".... oder es ist halt heute einfach "cool".
Die Ziele des "Neuheidentums" kann man genausowenig auf einen Nenner bringen, wie man eigentlich überhaupt "Neuheidentum" sagen kann. Die ziele sind so vielfältig wie die Gemüter dahinter an sich.... das wissen wir alle. Ich war lange Zeit Teil einer "keltischen" Vereinigung; da ging's uns einfach drum, gemeinsam (als Laien) zu forschen, zu entdecken und FÜR UNS SELBST alte keltische Lebensweisen, ect. wieder zu entdecken und zu praktizieren. Es gab bei dieser gruppe auch einen mir lieben (verrückten

) Freund, dessen (Lebens-)Ziel es war, das Keltentum in Helvetien wieder vermehrt zu etablieren (oder zumindest wirklich salonfähig zu machen).... er hatte solch verrückte Ideen, wie z.B. die wieder-etablierung des Druidentums (war z.B. der Ansicht, dass jede politische Gemeinde wieder einen eigenen "Gemeinde-Druiden" haben sollte, ect.). Dieser Freund ist inzwischen leider verstorben. ;(
Für viele andere "neuheidnischen" Vereinigungen geht es darum, das Christentum zu verbannen (oder zumindest zu erreichen, dass es nicht mehr "Staatsreligion" ist... was ich sehr geil fände) und einen "heidnischen Glauben" zu etablieren. Solche Gruppen sind gerade in Deutschland sehr zahlreich.... z.B. Oding.
Andere haben geradezu rassistischen Ziele.
Anderen geht es bloss um persönliches Interesse.
Und so weiter................
mich, ob der Mensch des beginnenden 21. Jahrhunderts mit seinen Denkmustern und seinen emotionalen Grundstrukturen in der Lage ist, ein solches rekonstruiertes Heidentum überhaupt authentisch zu leben. Ist es möglich, die alten Traditionen neu zu erleben?
Ich weis nicht, ob das möglich ist. Sehr schwierig auf jedenfall. Und wirklich "authentisch" nachzufühlen... das ist wohl gänzlich unmöglich. Allerdings: Wenn man den eigenen Lebensstil wirklich anpasst (z.B. sehr naturbezogen lebt... oder ohne strom, ect. ...oder irgend sowas), ändert sich die eigene Emotionalität diesbezüglich schon auch schwerwiegend finde ich.
Ich weis ned.... irgendwo find ich's idiotisch, sowas wieder "rekonstruieren" zu wollen, weils kaum möglich ist (wieso mach ich's dann selbst????

). Andererseits: Wären die Römer nicht gewesen und später die Kirche (okay, ging ja hand in hand), so wären wir heute möglicherweise immer noch Kelten. Und vielleicht hätten wir ja dennoch sowas wie eine Industrialisierung erlebt?!?!!
Wäre das Keltentum HEUTE immer noch gleich wie vor 1800 Jahren???
Vielleicht ist es ja auch absolut legitim, so etwa altes "weiter zu entwickeln" und der "Zeit anzupassen"???
.....hmmm... jedenfalls: Stoff zum Grübeln.
Orgetorix