Doom Death Metal aus der juten, alten Zeit
Verfasst: 22.10.2016, 17:32
Hier soll es um experimentellen und über weite Passagen eher langsamen Death Metal der frühen 90er Jahre gehen. Es fallen Dinge darunter, die später - ab etwa 1996 - teilweise als "Gothic Metal" bezeichnet wurden, auch rückwirkend. Doch abgesehen vom zweiten Album von Paradise Lost war in den frühen 90ern davon noch keine Spur zu finden (genausowenig wie das Thema Vampirismus, dem erst im Jahre 1994 durch drei völlig verschiedene Bands zum Durchbruch verholfen wurde).
Deswegen bezeichne ich alles Nachfolgende zusammengefasst mit dem damals gängigen Begriff "Doom Death Metal", auch wenn einige Jüngere, die seinerzeit noch nicht dabei waren, ob dieser Zuordnung bei manchen Alben die Stirn runzeln mögen.
Überdies darf hier an alles erinnert werden, was in der ersten Hälfte der 90er Jahre ursprünglich zwar dem Death-Metal-Milieu entsprang, jedoch sonstwie experimentell, eigenartig und seltsam war.
Als Lockmittel gibt es den Zuckerguss zuerst:

ASPHYX - "The Rack" (1991)
"Doom Death Metal???" werden manche bei meiner Zuordnung dieses Klassikers schreien. Jawoll, "The Rack" strotzt nur so vor doomigen Passagen! Ausserdem gaben die Jungs damals zu, allgemein vom Doom Metal massiv beeinflusst zu sein. Von welchem konkret, entzieht sich meiner Kenntnis. Candlemass? Saint Vitus? Trouble? Oder von den Urgrossvätern allen Doom Metals, nämlich Black Sabbath?

PARADISE LOST - "Lost Paradise" (1990)
Dieses Meisterwerk des langsamen, schweren und depressiven Doom Death Metals in Reinform mit Nick Holmes' brutalem Death-Metal-Geröhre hat GAR NICHTS gemein mit allem, was Paradise Lost später gemacht haben! Nur für lupenreine Death-Metal-Maniacs der alten Schule!

PARADISE LOST - "Gothic" (1991)
Mit ihrem Zweitling haben die Engländer einen krassen Stilbruch hingelegt, obwohl die potentielle Käuferschicht noch immer aus dem Death-Metal-Milieu kam. Woher auch sonst? Es gab damals ja keine anderen Leute. Mit diesem Album habe ich immer noch Mühe warm zu werden, zumindest gesamthaft. Wahrscheinlich war es nach "Into the Pandemonium" von Celtic Frost das zweite härtere Metal-Album mit längeren weiblichen Gesangspassagen. Der Albumtitel passt wie die Faust aufs Auge, weil er bereits um rund fünf Jahre sämtliche Stilelemente späterer Gothic-Metal-Bands vorweg nahm. Und Paradise Lost waren damals zweifellos von richtigem Gothic Rock aus den 80er Jahren beeinflusst.

PARADISE LOST - "Shades of God" (1992)
Schon wieder ganz etwas anderes! Paradise Lost legten das Gothic-Experiment der Vorgängerscheibe vollständig ab und verzichteten diesmal auf Keyboard-Passagen; zumindest kann ich keine heraushören. Herausgekommen ist gitarren- und rifflastiger Metal, so kernig wie der innen abgebildete aufgeschnittene Apfel. Bei einigen Passagen fühlt man sich irgendwie sogar an Metallica erinnert, während Nick Holmes noch immer brutal aus voller Brust röhrt. Der Opener "Mortals Watch the Day" geht bereits voll unter die Haut. Insgesamt ist die erste Hälfte der Platte stärker als die zweite. Der Rausschmeisser "As I Die" war ursprünglich nur als Bonus Track gedacht und sollte nicht mit aufs Album kommen.

LORD OF PUTREFACTION - Split-LP mit MORTAL REMAINS (1991)
Klanglich etwas vom Allerkränksten, was es jemals im tiefsten Death-Metal-Underground gegeben hat, weswegen dieses Kultteil seine fanatischen Fans hatte. (Zu ihnen soll auch ein junger Rob Darken gehört haben.) Die längste Zeit wusste ich nicht, dass diese Engländer die Vor-Vorläuferband von Electric Wizard bildeten. Der emotionale Höhepunkt ist der Song "At the Cemetery Gates", den sich JEDER augenblicklich anhören muss: (Man beachte u.a. das neandertalerhafte Schlagzeugspiel...)

CATHEDRAL - "Forest of Equilibrium" (1991)
Dieser Thread wäre ein schlechter Witz, wenn nicht die Blaupause aller späteren Doom-Death-Metal-Bands hier eine Erwähnung fände, auch wenn manche Kritiker meinen, dass dieses Album über weite Strecken zu langsam sei. Mir gefällt's, zumal ich Cathedral damals live erlebt habe ("Gods of Grind"-Tour mit Entombed, Carcass und Confessor, 25. März 1992). Front-Hippie Lee Dorrian war zuvor übrigens mal Sänger bei Napalm Death (was auf Cathedral kein bisschen abgefärbt hat).

UNHOLY - "From the Shadows" (1993)
Black Doom Metal aus Finnland. Habe ich mir schon lange nicht mehr zu Gemüte geführt und kann daher nicht viel dazu sagen, ausser, dass diese Scheibe im Underground ebenfalls als Klassiker gilt.

ANATHEMA - "Serenades" (1993)
Ein Meisterwerk des englischen Doom-Death-Metals in der Nachfolge der frühen Paradise Lost, Cathedral und des ersten Albums von My Dying Bride, nämlich "As the Flower Withers" (Uh, das wäre auch noch etwas...). Es fällt auf, wie stark Anathema unterschwellig von alter englischer Folk-Musik beeinflusst gewesen sein dürften und man die verregneten, grünen englischen Hügellandschaften und den Torfgeruch der Pubs förmlich heraushören kann: eine englische Tradition, deren Spirit bereits Black Sabbath sowie die meisten anderen nachfolgenden langsameren Bands aus Albion aufgegriffen hatten.
Vielleicht werde ich irgendwann einmal ein paar weitere Bands auflisten... Ansonsten ist es an Euch.
Deswegen bezeichne ich alles Nachfolgende zusammengefasst mit dem damals gängigen Begriff "Doom Death Metal", auch wenn einige Jüngere, die seinerzeit noch nicht dabei waren, ob dieser Zuordnung bei manchen Alben die Stirn runzeln mögen.
Überdies darf hier an alles erinnert werden, was in der ersten Hälfte der 90er Jahre ursprünglich zwar dem Death-Metal-Milieu entsprang, jedoch sonstwie experimentell, eigenartig und seltsam war.
Als Lockmittel gibt es den Zuckerguss zuerst:

ASPHYX - "The Rack" (1991)
"Doom Death Metal???" werden manche bei meiner Zuordnung dieses Klassikers schreien. Jawoll, "The Rack" strotzt nur so vor doomigen Passagen! Ausserdem gaben die Jungs damals zu, allgemein vom Doom Metal massiv beeinflusst zu sein. Von welchem konkret, entzieht sich meiner Kenntnis. Candlemass? Saint Vitus? Trouble? Oder von den Urgrossvätern allen Doom Metals, nämlich Black Sabbath?

PARADISE LOST - "Lost Paradise" (1990)
Dieses Meisterwerk des langsamen, schweren und depressiven Doom Death Metals in Reinform mit Nick Holmes' brutalem Death-Metal-Geröhre hat GAR NICHTS gemein mit allem, was Paradise Lost später gemacht haben! Nur für lupenreine Death-Metal-Maniacs der alten Schule!

PARADISE LOST - "Gothic" (1991)
Mit ihrem Zweitling haben die Engländer einen krassen Stilbruch hingelegt, obwohl die potentielle Käuferschicht noch immer aus dem Death-Metal-Milieu kam. Woher auch sonst? Es gab damals ja keine anderen Leute. Mit diesem Album habe ich immer noch Mühe warm zu werden, zumindest gesamthaft. Wahrscheinlich war es nach "Into the Pandemonium" von Celtic Frost das zweite härtere Metal-Album mit längeren weiblichen Gesangspassagen. Der Albumtitel passt wie die Faust aufs Auge, weil er bereits um rund fünf Jahre sämtliche Stilelemente späterer Gothic-Metal-Bands vorweg nahm. Und Paradise Lost waren damals zweifellos von richtigem Gothic Rock aus den 80er Jahren beeinflusst.

PARADISE LOST - "Shades of God" (1992)
Schon wieder ganz etwas anderes! Paradise Lost legten das Gothic-Experiment der Vorgängerscheibe vollständig ab und verzichteten diesmal auf Keyboard-Passagen; zumindest kann ich keine heraushören. Herausgekommen ist gitarren- und rifflastiger Metal, so kernig wie der innen abgebildete aufgeschnittene Apfel. Bei einigen Passagen fühlt man sich irgendwie sogar an Metallica erinnert, während Nick Holmes noch immer brutal aus voller Brust röhrt. Der Opener "Mortals Watch the Day" geht bereits voll unter die Haut. Insgesamt ist die erste Hälfte der Platte stärker als die zweite. Der Rausschmeisser "As I Die" war ursprünglich nur als Bonus Track gedacht und sollte nicht mit aufs Album kommen.

LORD OF PUTREFACTION - Split-LP mit MORTAL REMAINS (1991)
Klanglich etwas vom Allerkränksten, was es jemals im tiefsten Death-Metal-Underground gegeben hat, weswegen dieses Kultteil seine fanatischen Fans hatte. (Zu ihnen soll auch ein junger Rob Darken gehört haben.) Die längste Zeit wusste ich nicht, dass diese Engländer die Vor-Vorläuferband von Electric Wizard bildeten. Der emotionale Höhepunkt ist der Song "At the Cemetery Gates", den sich JEDER augenblicklich anhören muss: (Man beachte u.a. das neandertalerhafte Schlagzeugspiel...)

CATHEDRAL - "Forest of Equilibrium" (1991)
Dieser Thread wäre ein schlechter Witz, wenn nicht die Blaupause aller späteren Doom-Death-Metal-Bands hier eine Erwähnung fände, auch wenn manche Kritiker meinen, dass dieses Album über weite Strecken zu langsam sei. Mir gefällt's, zumal ich Cathedral damals live erlebt habe ("Gods of Grind"-Tour mit Entombed, Carcass und Confessor, 25. März 1992). Front-Hippie Lee Dorrian war zuvor übrigens mal Sänger bei Napalm Death (was auf Cathedral kein bisschen abgefärbt hat).

UNHOLY - "From the Shadows" (1993)
Black Doom Metal aus Finnland. Habe ich mir schon lange nicht mehr zu Gemüte geführt und kann daher nicht viel dazu sagen, ausser, dass diese Scheibe im Underground ebenfalls als Klassiker gilt.

ANATHEMA - "Serenades" (1993)
Ein Meisterwerk des englischen Doom-Death-Metals in der Nachfolge der frühen Paradise Lost, Cathedral und des ersten Albums von My Dying Bride, nämlich "As the Flower Withers" (Uh, das wäre auch noch etwas...). Es fällt auf, wie stark Anathema unterschwellig von alter englischer Folk-Musik beeinflusst gewesen sein dürften und man die verregneten, grünen englischen Hügellandschaften und den Torfgeruch der Pubs förmlich heraushören kann: eine englische Tradition, deren Spirit bereits Black Sabbath sowie die meisten anderen nachfolgenden langsameren Bands aus Albion aufgegriffen hatten.
Vielleicht werde ich irgendwann einmal ein paar weitere Bands auflisten... Ansonsten ist es an Euch.
