Der BEHERIT-Verherrlichungsthread
Verfasst: 29.01.2018, 16:47
Vor zehn Jahren habe ich das Folgende schon einmal in dieses Forum gestellt, doch hier sei es in würdigem Rahmen wiederbelebt:
Ein vergessenes Interview mit BEHERIT aus dem "Thrash"-Magazin, Ausgabe Juni 1992, vermutlich eines der ältesten Black Metal-Interviews der "zweiten Welle" überhaupt. Es wurde von exakt diesem Bild mitsamt altem Logo geziert:

In Fear Of A Black Metal-Planet
Die Furcht vor richtig finsterem Black Metal scheint tatsächlich noch ungebrochen umzugehen... gut getarnt natürlich hinter allgemeiner Verachtung für alle Bands des Genres. Einer der finstersten, bösesten und angeblich satanischsten überhaupt kommt aus Finnland. Beherit. Deren Debüt-Album THE OATH OF BLACK BLOOD erntete allerortens absolut vernichtende Kritiken (meine eigene eingeschlossen) und verkaufte sich dennoch oder gerade deswegen nicht schlecht. Eine Kultband reinsten Wassers also. Ich selbst habe meine Meinung über Beherit mittlerweile leicht geändert, nachdem ich mich schmerzlich erinnert habe, wie amüsant und spannend ich einst etwa die Bathory-Scheiben fand. Und die kamen damals genauso wir Beherit heute.
Also habe ich mich einmal zünftig mit Finnland verdrahten lassen, um mir vom Beherit-Mastermind Marko in seiner heiseren, tiefen und unheimlichen Stimme die Abgründe dieser 1989 gegründeten Band erleuchten zu lassen. Die Kommunikation mit dem Jünger des Bösen gestaltete sich allerdings etwas schwierig, da er die Sprache der gewöhnlichen Welt, das Englische, nicht übermässig gut spricht. Aber während ich ihm meine Vorbehalte gegen THE OATH OF BLACK BLOOD zu erklären versuche, wurde er rasch hellhörig...
"Ich hasse diese Platte! Sie ist so schlecht, wir wollten sie niemals herausbringen. Es sind die Songs unseres DEMONOMANCY-Demos, und Turbo Music, das Label, haben sie einfach von einer gewöhnlichen Cassette aus auf Platte gepresst. Ehrlich, ich habe ihnen nie das Master-Band geschickt... Wie planen jetzt bald eine erste richtige LP zu veröffentlichen, die ich auf meinem eigenen Label herausbringen werde. Die wird dann um einiges besser sein."
Marko wehrt sich auch vehement gegen die Aussage, Beherit seien eine Death Metal-Band, mehr noch: Eine satanistische Death Metal-Band.
"Satanismus, ja... Soviele Bands gibt es, die glauben, sie wären furchtbar satanistisch, wenn sie Death Metal spielen und umgedrehte Kreuze präsentieren. Wir benutzen manche Symbole des Satanismus, aber nur, weil sie böse sind. Wir sind eine Black Metal-Band, unsere Musik ist dunkel und böse, ist ganz archaisch. Wenn ich auf der Bühne stehe, oder wenn wir draussen in der einsamen Natur sind, dann ist das wie eine Reise hunderte von Jahren zurück, als der Mensch noch ums Überleben kämpfen musste, als er noch böse sein musste, um nicht unterzugehen. So lebe ich noch heute... Es gibt viele Leute, die feinden uns an wegen dem, was wir machen, aber das macht uns nur noch stärker."
Als musikalische Einflüsse verweist er beinahe schon logischerweise auf die frühesten Klassiker des Genres: Venom, die Death-Demos, erste Slayer; und exotischerweise brasilianische Bands wie Sarcophago, Vulcano und die ersten Sepultura-Platten.
Überhaupt wirkt Beherit 1992 fast schon wie ein Anachronismus... oder aber man muss zugeben, dass der Black Metal doch nicht tot ist und sich langsam, mühsam wieder erhebt. Als Indiz dafür mag etwa auch das neue Dark Throne-Album A BLAZE IN THE NORTHERN SKY gelten: Black Metal pur. Kann man also sagen, dass der klassische Black Metal wieder sein Haupt erhebt? In Finnland meint man dazu:
"Black Metal war nie tot! Leider gibt es nur so unheimlich viele Bands, die einfach weil es trendy ist anfangen, Death Metal zu spielen. Früher, als wir anfingen, gab es hier in Finnland vielleicht zehn Bands, Black Metal-Bands. Jetzt gibt es über hundert, die sich alle bemühen, wie Morbid Angel oder Obituary zu klingen... aber das wird auch wieder vorbeigehen."
Also stellt Beherit auch live sicher mehr dar als eine gewöhnliche Death Metal-Band... Was gibt es da an Besonderem zu bewundern?
"Wir versuchen so viel wie möglich von der Stimmung des Bösen zu vermitteln... Einige Leute sind immer sehr schockiert, wenn wir mit schwarz bemalten Gesichter, mit Stacheln und Ketten bewehrt auf der Bühne erscheinen; wir konfrontieren sie mit dem, wovor sie Angst haben. Neulich habe ich Blut auf der Bühne getrunken... Unser Ziel ist es, eine Show wie Venom zu bieten, vielleicht noch extremer. Mit vielen Pyros und Feuereffekten. Mittlerweile haben wir auch ein ganz neues Line-Up, mit vier Mann jetzt und einem festen Keyboarder und einem wirklich sehr extremen Sound."
Das kann man vielleicht schon im Juni/Juli auch live erleben. Bisher haben Bands wie Beherit fast verständlicherweise grosse Probleme damit, Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen. Aber vielleicht gelingt es ja, die von Marko angesprochene Tour mit den kanadischen Extremsatanisten Blasphemy, mit Acheron aus Florida und eventuell Samael aus der Schweiz in die Gänge zu bekommen.
Meine Reaktion auf Beherit, auch mein Eindruck von diesem Interview, ist so etwa der: Die machen ihr total eigenes, extremes Ding, bewegen sich in ihren eigenen Kreisen, und scheren sich eigentlich nicht riesig darum, ob die Musikwelt es versteht. Für mich stellt sich das ganze Drumherum bei einer Band wie Beherit schon fast wieder Comic-mässig dar; wenn ich den Bildern, die ich von ihnen gesehen habe, trauen darf, sind sie fast eine okkulte Variante von Gwar. Also an sich total lächerlich, aber, finde ich, auch ziemlich amüsant. Und wenn's dann Kult wird, die Kids dazu Nägel fressen, ist es zwar ein wenig befremdlich für mich, aber kein Grund zur Aufregung.
Robert Müller
___________________________________________
Etwa ein halbes Jahr zuvor noch verfasste selbiger Robert Müller folgende Kritik zu BEHERIT:
Oh Luzifer, womit hast du das verdient. Da kocht mal wieder ein richtiges Kultsüppchen aus der Hölle, Eingang Finnland, zu uns hinauf. Beherit haben ja schon mit ihrer ersten Single einen sagenhaften Ruf erworben, jetzt gibt's die ganze Sosse auf LP-Format. THE OATH OF BLACK BLOOD ist eine einzige Eruption aus maximal drei Tönen umfassenden Riffs über konvulsisch zuckendem Schlagzeuggepolter, dazu satanistischer Keuchhusten als Gesang. Wenn's nicht so traurig wäre, dass haufenweise gute Bands nie die Chance haben werden, eine Platte aufzunehmen, könnte man sich ja totlachen: Die Jungs können wirklich absolut nicht spielen, dagegen sind Extreme Napalm Terror echt die Hexer. Extrem finster, und am Ende kauft das auch noch jemand. Vielleicht macht ihr das ja diesmal nicht, dann machen auch die Kollegen Talentsucher von Turbo-Musik vielleicht mal eine Platte mit einer richtig guten Band, vielleicht einer finnischen? Amorphis, Demigod? Nicht? Ach, was soll's, alles super, Hail Sathanas und so und tschüss. (1 Punkt)
Und Frank Albrecht meinte zur gleichen Zeit im Rock Hard:
Jau, da sind sie wieder, meine finnischen Freunde von BEHERIT. Die Plattenfirma hat nicht zuviel versprochen: Die Jungs sind nicht einmal einen Zentimeter von ihrem bisher eingeschlagenen Weg abgewichen. Im Klartext: Musik sucht man auch auf "The Oath Of Black Blood" vergebens. Vielmehr dröhnt erneut eine undefinierbare Lärmwand aus meinen Boxen, so dass ich hier beim besten Willen nicht mehr von Musik sprechen kann. Die Musiker haben nicht die Spur von Talent, die Texte sind unglaublich peinlich, und überhaupt sollte man solche gottverdammte Scheisse nicht auf Vinyl pressen. Selbsternannte Underground-Freaks, die diesen Mist gut finden, sind entweder krank oder reden sich ein, dass ihnen diese Schrottcombo gefällt, um ja nicht in irgendeinem Trend zu liegen. Wenn sich Bands wie BEHERIT durchsetzen, höre ich auf, Metal zu hören. 0,5 Punkte, weil die Produktion etwas besser ist als auf der Picture-Single.
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Auf Youtube finden sich etliche alte Live-Videos von BEHERIT, doch das kultigste dürfte dieser Live-Mitschnitt aus dem Jahre 1990 sein: ungeschminkt vor einem Einkaufszentrum und staunenden Hausfrauen und Kindern:
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Ein vergessenes Interview mit BEHERIT aus dem "Thrash"-Magazin, Ausgabe Juni 1992, vermutlich eines der ältesten Black Metal-Interviews der "zweiten Welle" überhaupt. Es wurde von exakt diesem Bild mitsamt altem Logo geziert:

In Fear Of A Black Metal-Planet
Die Furcht vor richtig finsterem Black Metal scheint tatsächlich noch ungebrochen umzugehen... gut getarnt natürlich hinter allgemeiner Verachtung für alle Bands des Genres. Einer der finstersten, bösesten und angeblich satanischsten überhaupt kommt aus Finnland. Beherit. Deren Debüt-Album THE OATH OF BLACK BLOOD erntete allerortens absolut vernichtende Kritiken (meine eigene eingeschlossen) und verkaufte sich dennoch oder gerade deswegen nicht schlecht. Eine Kultband reinsten Wassers also. Ich selbst habe meine Meinung über Beherit mittlerweile leicht geändert, nachdem ich mich schmerzlich erinnert habe, wie amüsant und spannend ich einst etwa die Bathory-Scheiben fand. Und die kamen damals genauso wir Beherit heute.
Also habe ich mich einmal zünftig mit Finnland verdrahten lassen, um mir vom Beherit-Mastermind Marko in seiner heiseren, tiefen und unheimlichen Stimme die Abgründe dieser 1989 gegründeten Band erleuchten zu lassen. Die Kommunikation mit dem Jünger des Bösen gestaltete sich allerdings etwas schwierig, da er die Sprache der gewöhnlichen Welt, das Englische, nicht übermässig gut spricht. Aber während ich ihm meine Vorbehalte gegen THE OATH OF BLACK BLOOD zu erklären versuche, wurde er rasch hellhörig...
"Ich hasse diese Platte! Sie ist so schlecht, wir wollten sie niemals herausbringen. Es sind die Songs unseres DEMONOMANCY-Demos, und Turbo Music, das Label, haben sie einfach von einer gewöhnlichen Cassette aus auf Platte gepresst. Ehrlich, ich habe ihnen nie das Master-Band geschickt... Wie planen jetzt bald eine erste richtige LP zu veröffentlichen, die ich auf meinem eigenen Label herausbringen werde. Die wird dann um einiges besser sein."
Marko wehrt sich auch vehement gegen die Aussage, Beherit seien eine Death Metal-Band, mehr noch: Eine satanistische Death Metal-Band.
"Satanismus, ja... Soviele Bands gibt es, die glauben, sie wären furchtbar satanistisch, wenn sie Death Metal spielen und umgedrehte Kreuze präsentieren. Wir benutzen manche Symbole des Satanismus, aber nur, weil sie böse sind. Wir sind eine Black Metal-Band, unsere Musik ist dunkel und böse, ist ganz archaisch. Wenn ich auf der Bühne stehe, oder wenn wir draussen in der einsamen Natur sind, dann ist das wie eine Reise hunderte von Jahren zurück, als der Mensch noch ums Überleben kämpfen musste, als er noch böse sein musste, um nicht unterzugehen. So lebe ich noch heute... Es gibt viele Leute, die feinden uns an wegen dem, was wir machen, aber das macht uns nur noch stärker."
Als musikalische Einflüsse verweist er beinahe schon logischerweise auf die frühesten Klassiker des Genres: Venom, die Death-Demos, erste Slayer; und exotischerweise brasilianische Bands wie Sarcophago, Vulcano und die ersten Sepultura-Platten.
Überhaupt wirkt Beherit 1992 fast schon wie ein Anachronismus... oder aber man muss zugeben, dass der Black Metal doch nicht tot ist und sich langsam, mühsam wieder erhebt. Als Indiz dafür mag etwa auch das neue Dark Throne-Album A BLAZE IN THE NORTHERN SKY gelten: Black Metal pur. Kann man also sagen, dass der klassische Black Metal wieder sein Haupt erhebt? In Finnland meint man dazu:
"Black Metal war nie tot! Leider gibt es nur so unheimlich viele Bands, die einfach weil es trendy ist anfangen, Death Metal zu spielen. Früher, als wir anfingen, gab es hier in Finnland vielleicht zehn Bands, Black Metal-Bands. Jetzt gibt es über hundert, die sich alle bemühen, wie Morbid Angel oder Obituary zu klingen... aber das wird auch wieder vorbeigehen."
Also stellt Beherit auch live sicher mehr dar als eine gewöhnliche Death Metal-Band... Was gibt es da an Besonderem zu bewundern?
"Wir versuchen so viel wie möglich von der Stimmung des Bösen zu vermitteln... Einige Leute sind immer sehr schockiert, wenn wir mit schwarz bemalten Gesichter, mit Stacheln und Ketten bewehrt auf der Bühne erscheinen; wir konfrontieren sie mit dem, wovor sie Angst haben. Neulich habe ich Blut auf der Bühne getrunken... Unser Ziel ist es, eine Show wie Venom zu bieten, vielleicht noch extremer. Mit vielen Pyros und Feuereffekten. Mittlerweile haben wir auch ein ganz neues Line-Up, mit vier Mann jetzt und einem festen Keyboarder und einem wirklich sehr extremen Sound."
Das kann man vielleicht schon im Juni/Juli auch live erleben. Bisher haben Bands wie Beherit fast verständlicherweise grosse Probleme damit, Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen. Aber vielleicht gelingt es ja, die von Marko angesprochene Tour mit den kanadischen Extremsatanisten Blasphemy, mit Acheron aus Florida und eventuell Samael aus der Schweiz in die Gänge zu bekommen.
Meine Reaktion auf Beherit, auch mein Eindruck von diesem Interview, ist so etwa der: Die machen ihr total eigenes, extremes Ding, bewegen sich in ihren eigenen Kreisen, und scheren sich eigentlich nicht riesig darum, ob die Musikwelt es versteht. Für mich stellt sich das ganze Drumherum bei einer Band wie Beherit schon fast wieder Comic-mässig dar; wenn ich den Bildern, die ich von ihnen gesehen habe, trauen darf, sind sie fast eine okkulte Variante von Gwar. Also an sich total lächerlich, aber, finde ich, auch ziemlich amüsant. Und wenn's dann Kult wird, die Kids dazu Nägel fressen, ist es zwar ein wenig befremdlich für mich, aber kein Grund zur Aufregung.
Robert Müller
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Etwa ein halbes Jahr zuvor noch verfasste selbiger Robert Müller folgende Kritik zu BEHERIT:
Oh Luzifer, womit hast du das verdient. Da kocht mal wieder ein richtiges Kultsüppchen aus der Hölle, Eingang Finnland, zu uns hinauf. Beherit haben ja schon mit ihrer ersten Single einen sagenhaften Ruf erworben, jetzt gibt's die ganze Sosse auf LP-Format. THE OATH OF BLACK BLOOD ist eine einzige Eruption aus maximal drei Tönen umfassenden Riffs über konvulsisch zuckendem Schlagzeuggepolter, dazu satanistischer Keuchhusten als Gesang. Wenn's nicht so traurig wäre, dass haufenweise gute Bands nie die Chance haben werden, eine Platte aufzunehmen, könnte man sich ja totlachen: Die Jungs können wirklich absolut nicht spielen, dagegen sind Extreme Napalm Terror echt die Hexer. Extrem finster, und am Ende kauft das auch noch jemand. Vielleicht macht ihr das ja diesmal nicht, dann machen auch die Kollegen Talentsucher von Turbo-Musik vielleicht mal eine Platte mit einer richtig guten Band, vielleicht einer finnischen? Amorphis, Demigod? Nicht? Ach, was soll's, alles super, Hail Sathanas und so und tschüss. (1 Punkt)
Und Frank Albrecht meinte zur gleichen Zeit im Rock Hard:
Jau, da sind sie wieder, meine finnischen Freunde von BEHERIT. Die Plattenfirma hat nicht zuviel versprochen: Die Jungs sind nicht einmal einen Zentimeter von ihrem bisher eingeschlagenen Weg abgewichen. Im Klartext: Musik sucht man auch auf "The Oath Of Black Blood" vergebens. Vielmehr dröhnt erneut eine undefinierbare Lärmwand aus meinen Boxen, so dass ich hier beim besten Willen nicht mehr von Musik sprechen kann. Die Musiker haben nicht die Spur von Talent, die Texte sind unglaublich peinlich, und überhaupt sollte man solche gottverdammte Scheisse nicht auf Vinyl pressen. Selbsternannte Underground-Freaks, die diesen Mist gut finden, sind entweder krank oder reden sich ein, dass ihnen diese Schrottcombo gefällt, um ja nicht in irgendeinem Trend zu liegen. Wenn sich Bands wie BEHERIT durchsetzen, höre ich auf, Metal zu hören. 0,5 Punkte, weil die Produktion etwas besser ist als auf der Picture-Single.
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Auf Youtube finden sich etliche alte Live-Videos von BEHERIT, doch das kultigste dürfte dieser Live-Mitschnitt aus dem Jahre 1990 sein: ungeschminkt vor einem Einkaufszentrum und staunenden Hausfrauen und Kindern:
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