15 Jahre für 32 Minuten und 4 Sekunden Musik. So lange hat es gedauert, bis Bergthron ihr neues Album im Kasten hatten. Wobei man fairerweise erwähnen muss, dass die Band selbst sich eine 10-jährige Auszeit verordnet hatte, nachdem man im Anschluss an "EXP. Autarkis" den Fokus und die Linie im Songwriting verloren hatte, und alle bisherigen Versuche in die Tonne trat.
Nun hat man sich also wieder gefunden, eingeschlossen und versucht, ohne Zwänge und Einflüsse ein neues Album aufzunehmen. Dabei fällt sofort die Fuck You Attitüde auf, mit der Bergthron zu Werke gehen. Irgendwie Darkthronig, gar nicht auf die Musik bezogen, sondern frei von allen äusseren Meinungen. Auf erkennbare Songstrukturen wurde deshalb gleich ganz verzichtet, das war aber auch bereits auf dem Debut "Verborgen in den Tiefen der Wälder" von 1997 schon so und zieht sich eigentlich durch das ganze Schaffen von Bergthron bei dem immer Wert auf das ganze Album gelegt wurde, und nicht auf einzelne Stücke.
Aber erstmal Ehre, wem Ehre gebührt. Aus heutiger Sicht betrachtet, mögen die Anfangswerke noch etwas unausgereift erscheinen und den norwegischen Vorbildern etwas zu arg nacheifern. Aber man versteckte sich damals nicht hinter Corpsepaint, sondern lieber gleich ganz und setzte auf totale Anonymität – was knapp 30 Jahre später Markenzeichen vieler Post-Black Metal Bands (z.B. Gaerea oder Kanonenfieber) ist. Und wo wir gerade dabei sind: Eigentlich wurde der Weg zum Post-Black Metal doch unter anderem von Bergthron zwischen 2006 ("Leben und Lebenswille") und 2010 ("EXP. Autarkis") überhaupt erst erfunden.
Zurück in die Gegenwart und zu "Neu Asen Land". Das Album ist eine unheimliche Melange unterschiedlichster Zutaten geworden, vielleicht gerade deshalb, weil man eigentlich sich selbst sein wollte. Wir haben soundtechnisch eher nur leicht verzerrte Gitarren, nicht unähnlich den neuen Chapel of Disease oder den experimentellen Stücken von Nocte Obducta. Das Schlagzeug klingt leicht dumpf, ist aber virtuos gespielt. Keyboards werden nur gelegentlich dominant eingesetzt. Das Gesamtbild entspricht atmosphärisch einer Liveaufnahme im Studio, wie es z.B. Die apokalyptischen Reiter auf "The Divine Horsemen" versucht haben. Aber trotzdem ganz anders. Weitere Fragmente triggern Erinnerungen an Arcturus, oben bereits erwähnte Darkthrone, auch gegenüber dem eigenen Vorgänger "EXP. Autarkis" konnte man nicht ganz aus der eigenen Haut, auch wenn dies eigentlich das Ziel der langen Pause war.
Die ersten 4 Stücke nach dem Intro zeigen Bergthron erstmal in Hochform. Ja, es wirkt vieles improvisiert, trotzdem ist alles genau so, wie es sein soll, alles an seinen Platz und würde nicht funktionieren, wenn etwas anders gemacht worden wäre. Eine sehr schwierige Kunst, die mit Bravour erfüllt wurde. Leider zerfällt das kurze Album bereits nach diesen ersten 4 Stücken und zerbröselt gegen Ende zu unstrukturierter Improvisation mit immer flacherem Sound. Das ist aufgrund der kurzen Spielzeit doppelt schade, da es keinen Platz für Fehltritte gibt.
"Neu Asen Land" zeigt insgesamt beeindruckend, dass Bergthron auch nach 30 Jahren Bandgeschichte noch im Stande sind, grosse Expeditionen durchzuführen. Leider scheint diesmal der sinnbildliche Proviant mittendrin ausgegangen zu sein. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass es bis zum nächsten Album nicht wieder 15 Jahre dauern wird.
Albuminfo
Punkte |
3/5 |
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Label |
Trollzorn |
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Veröffentlichung |
01/2025 |
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Format |
CD |
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Land |
Deutschland |
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Genre |
Undefinierbar |
Tracklist
2. Aufbruch nach Neu Asen Land - Von Pol zu Pol
3. SOG
4. Horizont in Flammen - Sólfeuer's Fall
5. Schiffbruch im Sonnengrab - Wrackmente
6. Gefangene der Polarnacht - In Nacht und Eis
7. Skaldenruhm erstarrt in Zeit - Arktischer Sarkophag