Manchmal erhebt sich aus der rauchenden Erde der Black-Metal-Landschaft ein Klanggebilde, so roh und erbarmungslos, dass es wie der erste Peitschenhieb einer entfesselten Armee wirkt. Täars Debütalbum "Catharsis Till Dawn" ist genau dieses Schlachtross – eine donnernde Katharsis, die den Hörer unerbittlich in die düstere Vergangenheit des Genres katapultiert.

Bereits der erste Trommelschlag von "The Storm of War" entfesselt ein Inferno, das in seinem "Let’s go!"-Aufschrei an alte, legendäre Zeiten erinnert – an jene Epoche, als Black Metal nicht nur ein Musikstil, sondern ein kriegerischer Schwur war. Ohne Namen zu nennen: Kenner werden beim ersten Hören unweigerlich an die schärfsten Schwerter des einstigen Untergrunds denken.

"Catharsis Till Dawn" feiert den Tod mit einem rituellen Eifer. "Celestial Carnage" eröffnet das Album wie ein Schleusentor zur anderen Seite – ein brodelnder Mahlstrom aus rasenden Gitarren und donnernden Drums, der Täars Selbstverständnis als "nostalgische, kriegerische Black-Metal-Band, tief verwurzelt in der 1990er-Underground-Szene" perfekt widerspiegelt. Es ist keine sterile Rekonstruktion vergangener Zeiten, sondern ein blutgetränktes Klanggemälde, das in intensiven Farben lodert.

Zwei Stücke stechen besonders hervor: das majestätische Finale, der Titeltrack "Catharsis Till Dawn", erklingt wie Kriegstrommeln einer längst vergessenen Schlacht, während "The Storm of War" mit seinem infernalischen Drive und der aufwühlenden Atmosphäre die Pforten zu einem apokalyptischen Kriegsschauplatz weit aufstößt.

Musikalisch liefern Täar eine kompromisslose Attacke: Keine unnötigen Ornamente, keine weichgespülten Arrangements. Stattdessen krachen Gitarrenriffs wie Hammerschläge auf verbrannte Erde, etwa in "Feathered Echoes of Wrath", dessen grimmige Direktheit den Hörer sofort in seinen Bann zieht. Selbst die Stimmungswechsel erfolgen so rau und ungeschliffen, dass sie wirken, als würde ein rostiger Dolch zwischen zwei Rippen gleiten.

Ein besonderes Glanzstück dieser infernalischen Klanglandschaft ist "Perpetual Descent", dessen verzerrtes Gitarrenstrumming im Eröffnungsakt die Vision einer marschierenden Armee verdammter Seelen heraufbeschwört, die langsam, aber unaufhaltsam Richtung Purgatorium schreitet. Im Gegensatz dazu entfacht "At Depths of Damnation" ein höllisches Inferno aus Geschwindigkeit und Gewalt, das den Hörer in die tiefsten Kreise der Verdammnis reißt – ein Klangbild so intensiv, dass man beinahe daran zweifeln könnte, ob Black Metal tatsächlich der wahre Soundtrack der Hölle ist. Es gäbe wohl ernstzunehmende Mitbewerber.

Mit "Catharsis Till Dawn" beweisen Täar, dass echter, kompromissloser Black Metal kein Relikt der Vergangenheit ist. Er lebt, er tobt – und er schlägt tiefe Wunden.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

 

Soulseller

Veröffentlichung

 

04/2025

Format

 

CD

Land

 

Schweiz

Genre

 

Black Metal

Tracklist

1. Celestial Carnage
2. Feathered Echoes of Wrath
3. The Storm of War
4. Perpetual Descent
5. At Depths of Damnation
6. Undead’s Turn
7. Where Death Stalks Its Prey
8. The Impaler’s Triumph
9. Catharsis Till Dawn