In den tiefsten Schatten der menschlichen Psyche, wo Licht nur ein schwaches Gerücht ist und die Dunkelheit ihre Klauen ausstreckt, um die Seele zu verschlingen, erhebt sich Forgotten Tombs elftes Studioalbum „Nightfloating“ wie ein düsterer Monolith. Veröffentlicht am 12. Juli unter Agonia Records, führen uns die italienischen Meister des Depressive Black/Doom Metal erneut durch die schmerzhaften Labyrinthe von Depression und Geisteskrankheit.
„Nightfloating“ gleicht einer Reise durch die finstersten Abgründe des Geistes, einem ziellosen Treiben auf einem Ozean aus Schwärze, der jeden Funken Hoffnung erstickt. Von den ersten Klängen des anthemartigen Titeltracks bis hin zu den letzten, bedrückenden Tönen von „A Despicable Gift“, entfaltet sich das Album wie ein düsteres Gemälde, das mit jedem Pinselstrich tiefer in die Verzweiflung eintaucht.
"This Sickness Withered My Heart" zerschmettert das Gemüt mit einer Wucht, die an die erdrückende Last der Geisteskrankheit erinnert, während "A Chill That You Can't Taint" eine klaustrophobische Atmosphäre schafft, die den Hörer in eine kalte Umarmung zwingt. Es ist ein Kälteschauer, der sich tief in die Knochen frisst und jegliche Wärme vertreibt.
„Unsafe Spaces“ setzt diesen beklemmenden Reigen fort, ein akustisches Spiegelbild der Unsicherheit und des inneren Terrors, dem man im Angesicht der eigenen Dämonen ausgesetzt ist. Und gerade wenn man glaubt, dass der Tiefpunkt erreicht ist, überrascht die Band mit „Drifting“, einem Abstecher in die düsteren Klangwelten des Dungeon-Synth. Dieses Stück wirkt wie ein trügerischer Augenblick der Ruhe, ein kurzer Moment des Schwebens in einer ansonsten unerbittlichen Flut der Verzweiflung.
Die Produktion des Albums, aufgenommen im Elfo Studio zwischen August 2023 und Januar 2024 und gemischt von Daniele Mandelli, Ferdinando Marchisio und Alessandro Comerio, ist von beeindruckender Klarheit. Jedes Instrument, jede Note trägt zur erdrückenden Atmosphäre bei, meisterhaft abgerundet durch das Mastering von Davide Tavecchia im Twilight Studio.
Ist „Nightfloating“ das beste Album von Forgotten Tomb? Vielleicht nicht. Hat sich die Band damit ein wenig totgehört? Ein kleines bisschen. Aber in einer Welt, in der Dunkelheit und Verzweiflung oft nur oberflächlich behandelt werden, bleibt Forgotten Tomb ein Leuchtturm – oder besser gesagt, ein schwarzes Loch, das uns unaufhaltsam in seine Tiefen zieht. Trotz kleinerer Abnutzungserscheinungen bleibt das Album ein Muss für alle Liebhaber des Depressive Black Metal, ein weiteres düsteres Kapitel in der unheilschwangeren Saga der Band.
Also, auch wenn der Weg durch „Nightfloating“ von einem erdrückenden Gewicht begleitet wird, lohnt sich die Reise für jene, die bereit sind, sich den Schatten zu stellen. Forgotten Tomb beweist erneut, dass in der absoluten Schwärze die wahre Essenz des menschlichen Leidens und der melancholischen Schönheit liegt.
Albuminfo
Punkte |
3/5 |
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Label |
Agonia |
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Veröffentlichung |
07/2024 |
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Format |
CD |
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Land |
Italien |
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Genre |
Black Metal |
Tracklist
2. A Chill That You Can't Taint
3. This Sickness Withered My Heart
4. Unsafe Spaces
5. Drifting
6. A Despicable Gift