Wenn sich die Töne von Agrypnie's neuem Album "erg" entfalten, könnte man fast meinen, die Winde der Sahara hätten sie über die endlosen Weiten des Ergs getragen. Wie die zarte Balance der Energieeinheit erg, scheint jeder Ton, jede Note präzise platziert, um die emotionale Landschaft zu formen. Denn "erg" ist nicht nur eine Einheit der Energie, es ist eine Reise durch die innere Wüste - Erg nennt sich ein Teil der Sahara in Lybien - des Geistes und eine Metapher für die harte Arbeit und Hingabe, die in jede Facette dieser musikalischen Schöpfung eingeflossen ist.
Seit 2004, als Torsten Hirsch, bekannt für seine markante Stimme bei Nocte Obducta, Agrypnie ins Leben rief, hat die Band sich zu einer festen Größe im deutschen Progressive Black Metal etabliert. Mit neun Veröffentlichungen, darunter sechs Studioalben, hat Agrypnie eine beeindruckende Diskographie geschaffen, die eine tiefe und vielfältige musikalische Reise widerspiegelt. Auf "erg" erweitert die Band ihr Universum durch Kollaborationen mit Größen wie Hupogrammos von Dordeduh und P.G. von Groza, die dem Album zusätzliche Schichten und Texturen verleihen.
Produziert von Phil Hillen im SU2-Studio und mit einem eindrucksvollen Cover und Layout von Marco//Synquadrat versehen, sind die Erwartungen an dieses Werk hoch. Es ist, als ob die Glocken zu einem neuen Kapitel läuten, die Spannung in der Luft spürbar, ähnlich der aufgeladenen Atmosphäre vor einem Sturm in der Wüste.
Agrypnie bleibt ihrer Linie im progressiven Post Black Metal treu, ein Genre, in dem sie seit Jahren brillieren. Doch stellt sich die Frage, ob "erg" sich stilistisch zu sehr wiederholt, ohne neue Wege zu beschreiten. Das Album bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Vertrautheit und Innovation, und manchmal scheint es, als ob die Band sich in ihrer Komfortzone zu sehr eingerichtet hat.
Verglichen mit Meistern wie Helrunar, Eis und Lunar Aurora, erreicht "erg" nicht ganz deren Niveau. Doch das bedeutet keineswegs, dass es ein schwaches Album ist. Allein in der Reihe dieser illustren Bands genannt zu werden, ist eine Ehre und spricht für die Qualität von Agrypnie. "Erg" ist ein solides Werk, das die Leidenschaft und Energie der Band zeigt, auch wenn es nicht das ultimative Meisterwerk ist, auf das man vielleicht gehofft hat.
So steht "erg" wie ein stiller Monolith in der Wüste, ein Zeugnis der kreativen Kräfte, die es geformt haben. Es ist eine Erinnerung daran, dass wahre Kunst oft eine Reflexion harter Arbeit und innerer Energie ist, wie die endlose Bewegung der Sanddünen im Erg, die sich ständig verändern und doch ewig gleich bleiben.
Albuminfo
Punkte |
3/5 |
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Label |
AOP |
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Veröffentlichung |
09/2024 |
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Format |
CD |
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Land |
Deutschland |
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Genre |
Black Metal |
Tracklist
2. Meer ohne Wasser
3. Sturm (feat. Hupogrammos // Dordeduh)
4. Blut (feat. P.G. // Groza)
5. Entität
6. Stunde des Wolfes
7. Geister
8. Unter Sand